Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn - Musik - Kabarett (18.02.2017)
Auf dem Pfad der anarchischen Volksmusik
Vom Landler bis zum Rap, vom Czardas bis zum Tango, vom Gstanzl bis zum Blues: die Kultband Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn spannt einen breiten musikalischen Bogen. Mal mit Schwung und Feuer, mal poetisch leise und nachdenklich, verpacken sie pfiffig die Missstände mit satirischer Zeitkritik. Wolfgang Neumann an den Gitarren, Geigenvirtuosin Petra Amasreiter auf Geige und Flöte und Bandleader und Gründer Otto Göttler an Tuba, Trompete, diatonischer Ziach und Baumsäge harmonieren prächtig und huldigen dem modernen bairischen Zeitgefühl.
Das Publikum im vollbesetzten Kulturstadel Hüttisheim quittierte die exzellente und mitreissende Show jedenfalls mit dem aus vollem Hals gemeinsam gebrüllten Ausruf „Wahnsinn!“. Hans Rosental wäre vor Freude in die Luft gesprungen..
Die Themen der Truppe sind so breit gestreut wie ihr Instrumentarium. Die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastik, begleitet vom Publikum, das die Plastiktüten als Rhythmusinstrument traktieren musste, steht ebenso auf der Agenda, wie die missglückte Integration von Neubürgern in kleinen bayerischen Dörfern, wo die Einheimischen die Strassenseite wechseln, wenn ihnen ein Fremdling begegnet. Petra Amasreiter verarbeitet ihr persönliches Trauma von „breitarschigen“ Frauen, die ungeniert die Fülle ihres Hinterteils mit einem Stringtanga untermalen. Da ist Fremdschämen angesagt.
Otto Göttler verspottet Schein- Romantik auf der Nandl- Alm, wo die Sennerin die Aldi Milch an törichte Touristen als Naturprodukt verkauft, ihr Smartphone liebt und mit dem SUV zum Speed- Dating ins Tal rauscht. Er lobt das Engagement der Deutschen bei der Betreuung der Flüchtlinge, beklagt jedoch mit seinem Lied „Unter den Brücken“, dass sich niemand um die Obdachlosen schert. Nachdenklich und emotional wird es dann bei „Nach mir und nach dir“. Das Lied beschreibt die Zeit nach dem eigenen Tod und die Angst, dass man selbst schnell vergessen ist. Wolfgang Neumann brilliert als irischer Flötist und animiert ein Liebespaar zum innigen Kusse. Da darf der Griff in die Oldie- Kiste nicht fehlen. Mit Leidenschaft singen die drei ihren Mäkki- McDonalds- Song und konstatieren leidvoll, wie sehr ihnen ein solcher auch heute noch im Magen liegt. Das Trio transponiert J.J. Cales „Cocain flugs zum wachmachenden „Koffein“- Song. Erst nach drei Zugaben dürfen sie von der Bühne. Im Gepäck das süffige Hüttisheimer Dorfbier.
Wobei, a bisserl mehr Jodeln hätt` s schon sein dürfen. Schließlich heißen sie ja Jodelwahnsinn!
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