Maxi Schafroth - Faszination Bayern (13.05.2017)
Des hot echt a G´schmäckle
Faszination Bayern heißt der zweite Teil von Schafroths geplanter Trilogie über die biographischen Abgründe seiner Allgäuer Kindheit und Erlebniswelt, mit dem er bei seinem Gastspiel den ausverkauften Kulturstadel Hüttisheim rockte und zu Begeisterungsstürmen hinriss. Faszination Schafroth wäre ein mindestens adäquater Titel für seine hinreißende Performance.
Der schmächtige Allgäuer Bauernbub Maxi Schafroth aus dem 74- köpfigen Dorf Stephansried zeigte sich in Hochform bei seiner nie versiegenden Suada in charmant schnarrendem Allgäuer Dialekt. In Trachtenjanker und Filzhut nimmt er seine Zuhörer mit Verve und röchelndem Tempo mit auf seinen Parforceritt durch die bizarr- komischen, mitunter verstörenden Abenteuer seiner Kindheit als Lausbub und seine irritierend- lächerlichen Begegnungen mit der großstädtischen Schickeria.
Inzwischen hat er Karriere als Coach gemacht und so nimmt er z.B. die Helikopter- Eltern zusammen mit ihren Kindern auf einen Hubschrauberflug mit und bringt sie dazu, einfach mal „loszulassen“.
Oder die Banker, die er barfuss in seinen Kuhstall auf den Cattle- Walk lotst, wo ihnen dann die Scheiße durch die Zehen quillt.
Als Landwirtssohn schämt er sich über sein „G´schäckle“ und wundert sich, dass es als authentisches „Eau de Gülle“ von der Münchner Szene goutiert wird.
Schafroth ist der Shootingstar der deutschen Kabarettszene. Er wandelt auf den Spuren eines Gerhart Polt, wenn er als gnadenlos scharfer Beobachter in scheinbar harmlosen Anekdoten schmerzhafte verbale Volltreffer in der Magengrube landet. Derb und knitz karikiert und seziert er den Allgäuer mit all seinen Macken, zu denen er sich aber vollherzig und stolz bekennt.
Sein biographischer Mix kommt scheinbar leicht plaudernd daher, trifft aber immer voll ins Schwarze. Jeder Satz ist eine Pointe und der Zuschauer kommt aus dem Lachen und Klatschen gar nicht mehr hinaus. Schafroth spielt mehr mit als vor seinem Publikum und amüsiert sich mit seinem kongenialen Partner Markus Schalk an der Gitarre selbst köstlich auf der Bühne. Nichts wirkt gekünstelt, alles ist echt und natürlich. Er glänzt und überrascht zudem als souliger Bluessänger, der knitz und knarrend schwäbisch-tümelnd losröhrt und sich in der Rolle seines Vaters für dessen „Mäh- Song“ den Kiekser und Hüftwackler von Shakira abschaut.
Ach ja, seine Familie spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben. Vor allem seine Oma als unantastbare Autorität und seine Mutter, die selbst sein einjähriges Verschwinden- Maxi war in einen Fuchsgraben gestürzt- im Dorf als Youth- Exchange Programme verkauft. Sie hatte sein Fehlen nicht bemerkt. Kein Wunder, ähnelten die vielen Schafroth Kinder einander doch sehr.
Zum Abschluss veranstaltet Schafroth mit seinen Zuhörerg einen „In- Efficiency- Workshop“. So dürfen alle Besucher ihren Zeigefinger völlig sinn- und zweckfrei in die Höhe strecken, was sie übrigens bereitwillig tun. Plastischer lässt sich die unsere zwanghafte Suche nach Erfolg und Wirksamkeit nicht bloßlegen.
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