Franziska Wanninger - AHOlbe (09.09.2017)
Typen- Kabarett: pointiert, charmant, witzig.
Eine wallende Mähne, ein schwarzes Kleid und rote Pumps- schon mit ihrem ersten Satz hat sich Franziska Wanninger, eine ur- bayerische Kabarettistin par excellence in die Herzen ihrer Zuschauer im nahezu ausverkauften Kulturstadel gespielt: „Ihr seids also meine gebuchten Anklatscher“. Zwei Stunden lang nimmt die Komödiantin ihr Publikum in ihrem zweiten Erfolgsprogramm „ Ahoibe- Guad is guad gnua“ mit auf eine rasant hintersinnige Reise durch ein wildes Potpourri bayerischer Skurrilitäten und beweist charmant, wie genau sie ihren Landsleuten aufs Maul schaut. Im Auftrag ihres humorlosen Managers soll sie ein Programm für eine Kreuzfahrt unter dem Titel „Ahoi“ schreiben. Zum Glück kann sie diesen Titel noch in „Ahoi- be“ umwandeln.
Wanninger präsentiert hinreißendes Typen- Kabarett. Dialektsicher und mimisch und gestisch perfekt hat die Lee Strasberg- Schauspielschülerin alle drauf. Mit wenigen Strichen lässt sie die unterschiedlichen Typen plastisch vor uns treten. Hinreißend parodiert sie den grantig- philosophischen Bürgermeister von Schnecklsreith mit seinem „schiache G´schau“, der auf einer Thermomix- Party die Damen zum „brumma“ bringt und hinterher noch bei der Dessous- Party dabei sein darf. Kein Wunder bei seiner hormonell ausbalancierten Ehefrau, die ihre Wünsche in ein Lorbeerblatt haucht.
Oder die schüchtern schnappatmige Jungredakteurin, die in astreinem Schwäbisch ihren Schwarm Florian Silbereisen interviewen darf und erfährt, dass dieser am liebsten Hundefriseur geworden wäre.
Dabei öffnet sie ihrem begeisterten Publikum auch ihr Herz. Trotz eines Prädikatsstaatsexamens verzichtet der bayerische Staat auf ihre Dienste als Lehrerin. Und so zieht sie bei ihrer bissgurkigen, aber vermögenden und kinderlosen Tante Elfriede ein. Natürlich ohne jeden Hintergedanken. Die Tante sammelt Katzen für jeden entschwundenen Ehemann- mittlerweile immerhin 14 an der Zahl. Von denen hatte nur einer Glück gehabt: Er war zeitig verstorben. Elfriede selbst möchte nur in Hüfthöhe begraben werden. Dann kann sie noch selbst die Grabpflege besorgen.
Auch Glück ist ein wichtiges Thema. Glück ist z.B., wenn der Bus so spät kommt wie man selbst oder Tante Elfriede einen Herzstillstand hat. Was für ein Glück, dass Wanninger Kabarettistin geworden ist. Traurig macht Wanninger jedoch, dass jede dritte Studentin von einem Prof belästigt wird. Sie jedoch nicht, obwohl sie sehr lange studiert hat. Ein Glück, dass ihr der Landrat bescheinigt, für ihren Hintern brauche sie einen Waffenschein. Stolz und selbstironisch erklärt sie den amüsierten Besuchern, der sei „powered by Ferrero“.
Grandios ihre anekdotengeschwängerte Zugabe, in der sie von kuriosen Erlebnissen bei ihren Auftritten erzählt oder ihre Parodie einer Oktoberfestbedienung, die den Wiesn-Besuchern nur Hendl verkauft, auch wenn die Chinesen es vor dem Verzehr mit dem Frischhaltetuch abreiben.
Ja, Franziska Wanninger muss den häufigen Vergleich mit Luise Kinseher, der Grande Dame des bayerischen Kabaretts, nicht scheuen. Sie nähert sich ihr an. Und das nicht nur figürlich.
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