Stefan Kröll Gruam, (23.02.2019)
Eine bayerische Geschichtsstunde gänzlich anderer Art und eine, die wohl nicht im Lehrplan der bayerischen Schulen steht, bot der oberbayerische Kabarettist Stefan Kröll mit seinem spitzbübischen Programm „Gruam“ im Hüttisheimer Kulturstadel.
Nie anklagend, nie unter der Gürtellinie, aufklärerisch und mitunterpoetisch angehaucht, schlägt der begnadete Erzähler überraschende und stets spannende Brücken zwischen dem Gestern und dem Heute und öffnet den Blick auf verblüffend aktuelle Parallelen zwischen z.B. Hexenverbrennungen und der Bild- Zeitung oder Schillers Räuber und dem „Boarischen Hiasl“. Kröll entführt sein staunend amüsiertes Publikum aus der vermeintlich heilen Welt in eine „waxe Gschicht“ von anno dazumal. Verruchte Anekdoten des heimlichen und dunklen Bayern mixt er mit pointierten Spitzen über „Minga“, der bayerischen Landeshauptstadt, die er nicht vor der Islamisierung, sondern lieber vor der drohenden Ingwerisierung eines glotzböbbeligen Schubeck schützen möchte. Er macht sich lustig über die Super- Mamis, die ökostramm auf Filz- Kondome stehen und für die Einführung von Lactose- Intoleranz als Schulfach plädieren. Er delektiert sich weidlich an der Episode eines Bischofs, der bei der Augsburger Stadtheiligen Afra, einer ehemaligen Prostituierten, Zuflucht im Freudenhaus sucht und findet, dies aber erst bemerkt haben will, als ihm das Geld für die Liebesdienste ausging. Verblüfft erkennt er als bekennendes Landei geruchliche Übereinstimmungen zwischen der Gülle und der gleichnamigen türkischen Bewegungen. Bayern reloaded und zwar von unten! Erhellend!
[Alle Fotos zur Rubrik Party-Fotos anzeigen]