Michael Altinger Hell (12.04.2019)
Laut, schnell, vielschichtig. Der Mann birst schier vor überschäumender Vitalität: Mit mimischer und gestischer Verve führt Michael Altinger, bayerischer Kabarettpreisträger des Jahres 2017, die faszinierten Besucher im vollen Hüttisheimer Kulturstadel mit seinem aktuellen Programm „Hell“ ins Helle.
Die Frage bleibt jedoch offen: Bedeutet „Hell“ nun Himmel oder Höllenglut? In einem wahren Parforceritt pflügt der Frontmann des BR- Schlachthofs in seinem Kabarett- Theater durch die Unbilden des Themas Wahrheit. Ausgangspunkt des mitunter philosophischen, dann wieder munter derb- deftigen verbalen Gewitters, ist ein Parkunfall in Münchens Stadtmitte, den Altinger nutzt, um sich der Frage der Schuld zu widmen. Sein Protagonist erkennt, dass er sich der persönlichen Verantwortung stellen muss. Und zwar für sich. Und nur für sich. Eine wahrhafte Herausforderung, der nur wenige gewachsen sind. Es geht also um das „Ich“, um Entsolidarisierung, offenbar der einzig gangbare Weg, um eine Lichtgestalt zu werden. Alle kriegen dabei ihr Fett ab: Die Stand-Up Paddler werden dabei genauso Opfer seines brachialen Spotts wie die Bienenschützer, die SUV- Mamis oder auch sein musikalischer Begleiter Martin Faber, der Altinger bei seinen raustimmigen Gesangseinlagen stützt. Köstlich, wenn dieser Immanuel Kants kategorischen Imperativ anstimmt, dann aber enttäuscht abbricht, da das Publikum offensichtlich nicht mitmachen will „Die haben keinen Bock darauf“. Auf Altingers „Hell“ hatten sie auf alle Fälle Bock. Zwei erklatschte Zugaben waren tosender Beweis genug.
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