Eva Eiselt Wenn Schubladen denken könnten (01.11.2021)

Wenn Schubladen denken könnten
Samstag, 30.10.2021

Wow, was sind das für knallharte Wortgewitter! Gute zwei Stunden prassen all
die Klischees, Besserwissereien, Lebensanekdoten und Vorurteile im
aktuellen Programm „ Wenn Schubladen denken könnten“ der Kölner
Kabarettistin Eva Eiselt stimm- und wortgewaltig auf die gebannt lauschenden
Zuhörer*ìnnen nieder.

Und es ist frappierend, was die gelernte Schauspielerin
aus all den denk- verstaubten Schubladen ausgräbt. Wlan, Webergrill,
Genderwahn und SUV- Junkies, alles kommt aufs Tapet. Reminiszenzen an
eine trostlose Kindheit in Münster- Eifel erinnern an eine Zeit, wo die Frauen
nicht mal Busfahrerin werden konnten. Eine Zeit, in der nicht alles besser,
sondern viel besser war. Was für herrliche Zeiten herrschen dafür heutzutage, wo sage und schreibe schon satte 5% der Jumbojet-Pilotinnen Frauen sind
und die Gleichstellung der Frau durch ein simples Brusthaarplantat auf dem
weiblichen Dekollete erschlichen wird. Tief schürft Eiselt in der Werbung der
70er, wo die Welt und der Platz der Frau mit Jacobs Krönung, Meister Proper,
und Clementine in Latzhosen noch vermeintlich in bester Ordnung war.
Scharfzüngig karikiert sie Denkblockaden und stellt liebgewordene, bequeme
Verhaltensmuster bloß. Dabei mäandert sie elegant und mit offenem Szenen-
Ende von Thema zu Thema, was dem wachen Publikum höchste
Aufmerksamkeit entlockt. Und singen und kann sie auch noch und wie, was
sie in ihrem röhrenden Heavy- Metal Song über den unvergleichlichen
Avocadodicksaft beweist. Ihr Parforceritt ist wahrlich kein Schenkelklopf-
Kabarett, sondern scharfe, ätzende und beißende Satire pur. Schnelle
Szenen-, Kostüm- und Dialektwechsel, sowie fein ziselierte Wortspiele in
atemraubendem Tempo bieten aufklärerisches Vergnügen. Das faszinierte
Publikum erklatschte zwei Zugaben.

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